Das Taufbecken - Die Schinkel-Kirche in Neuhardenberg

Schinkel-Kirche Neuhardenberg
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Das Taufbecken

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Die Restaurierung des Neuhardenberger Taufständers

 
 

Der Taufständer gehört zu den bedeutendsten Ausstattungsgegenständen der Schinkel-Kirche, er stammt aus dem Jahr 1837. Mit Hilfe von Spendengeldern konnte dieser im Jahr 2014 aufwändig restauriert werden.
Ausgeführt wurden die Arbeiten durch den Dipl.Rest. Thomas Dempwolf, Berlin.

 
 
 
 

Dargestellt wird die Geschichte der Kindersegnung Jesu. Auf den Reliefs des Wasserbeckens, der Kuppa, sieht man auf der der Gemeinde zugewandten Seite zwei Jungen, die die Worte "Lasset die Kindlein zu mir kommen..." in der Bibel lesen. Auf den beiden anschließenden Reliefs wird dargestellt, wie sie sich auf den Weg machen und die Kunde verbreiten; darauf folgend werden Kinder durch Engel zur Segnung durch Jesus Christus geleitet.

Für die Anschaffung des Taufbeckens reiste der Neuhardenberger Pfarrer Böhmer im Jahr 1837 nach Berlin, wo er mit dem Baumeister Karl-Friedrich Schinkel und dem Bildhauer Christian Daniel Rauch über den Erwerb einer Taufe sprach. Überliefert ist, dass Schinkel ihm ein bereits bestehendes Modell empfohlen hat: "Ich rathe daher einen Taufstein aus Eisen (boncirt) zu wählen, der Art wie nach meiner Zeichnung von der königl. Eisengießerey hier gefertigt worden".

Der Entwurf stammt von Karl-Friedrich Schinkel, der den Taufständer zur Ausführung in Eisen- und dem preiswerteren Zinkguss für die Königlich Preußische Eisengießerei entwickelt hat. Bereits im Jahre 1832 wurde ein baugleicher Taufständer aus Eisenguss in der Schlosskirche der Lutherstadt Wittenberg aufgestellt und ist dort bis heute erhalten geblieben. Der Neuhardenberger Taufständer stammt aus dem Jahr 1837 und kostete 200 Reichsthaler.

 
 
 

Neujahrsplakette 1833 der Königlich Preußischen Eisengießerei mit einer Abbildung des Taufständers.

Neujahrsplakette 1833 der Königlich Preußischen Eisengießerei mit einer Abbildung der beiden Altarleuchter.

 
 
 
 
 

Darstellung des Taufständer im Acta Neuhardenberg, hierauf ist der Kaufpreis von 200 Reichtsthalern vermerkt.

 
 
 

In der „Königlich Preußische Eisengießerei Berlin“ (1804 - 1873) wurde der Eisenkunstguss bis zur höchsten künstlerischen und handwerklichen Vollendung entwickelt. Die Umsetzung des Entwurfs für den Taufständer wird dem in Malapane (Oberschlesien) geborenen Wilhelm August Stilarsky (1780 - 1838) zugesprochen. Er war angesehener Bildhauer und Modellmeister, wie auch sein Schüler, der Bildhauer und Ziseleur Erdmann Theodor Kallide (1801), Mitglied der Königlich Preußischen Akademie. Zusammen mit dem Ziseleur Friedrich Wilhelm Vollgold setzte Kallide den Taufständer aus mehr als 40 Einzelteilen zu einem perfekten Ganzen zusammen.

 
 
 

Die Hoffnung

 

Der
Glaube

 

Die
Liebe

 
 
 

Der Taufständer war vor der Restaurierung mit schwarzer Eisenglimmerfarbe beschichtet, einzelne Bereiche waren vergoldet, die Figuren waren in Rot gefasst. Zur Ermittlung der ursprünglichen Farbfassung wurden Querschliffe von Farbproben angefertigt (siehe oben) sowie Pigmente und Bindemittel untersucht. In den untersten Schichten konnte die "Bronzierung" nachgewiesen werden - eine historische Technik zur Gestaltung der Oberfläche aus eingeriebenen Messingflittern in Öl und Harz auf grünem Wachsgrund. Der Taufständer sollte, bei schonender Konservierung, durch die Restaurierung in seiner ursprünglichen Intention präsentiert werden.

 
 
 
 
 
 

Der Taufständer wurde demontiert und seine Oberflächen gereinigt und freigelegt. Ein abgebrochener Maßwerkbogen und ein Zapfen wurden abgeformt und in Kunststoff nachgegossen. Die stark verrosteten Innenseiten wurden so gereinigt, dass die ursprüngliche Gussoberflächen erhalten wurden.

Die Oberflächen wurden aufwändig durch Mikrostrahlverfahren mit Walnusskernen bis auf die erhaltene Erstfassung freigelegt. Zum Vorschein kamen die Details auf den Oberflächen, feine Punzierungen und die perfekt gearbeiteten Anschlüsse der einzelnen Bauteile. Das Taufbecken wurde transparent konserviert.

Die Rekonstruktion der Bronzierung wurde in einem modernen Farbsystem reversibel aufgebracht - nachgestellt aus Goldflitter auf dunkelgrünen Tönen. In dieser Fassung wird die beabsichtigte Wirkung des Taufständers wieder sichtbar. Um die Handhabbarkeit zu verbessern, wurde ein Sockel konstruiert.

 
 


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